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Folgen von Covid-19 Wie das Coronavirus die Nieren belasten kann

Bei schweren Verläufen von Covid-19 können die Nieren versagen. Denn die medizinische Behandlung stresst diese Organe besonders.
Foto: Sebastian Kaulitzki/ Science Photo Library RF/ Getty Images

Dass Covid-19 nicht nur eine Erkrankung der Atemwege ist, wird immer deutlicher: Ärztinnen und Ärzte berichten, wie das Virus Herz und Blutgefäßen schadet und wie es Hirn und Nervensystem angreift. Bisher gibt es keine Berichte darüber, dass Menschen mit einem milden oder moderaten Verlauf von Covid-19 Nierenprobleme bekommen. Doch bei schweren Krankheitsverläufen werden die Nieren in Mitleidenschaft gezogen. "Fast alle Covid-Patienten mit einer Lungenentzündung, die beatmet werden müssen, haben ein akutes Nierenversagen", sagt Jan-Christoph Galle, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.

Das bedeutet: Es sind bestimmte Laborwerte verändert, die anzeigen, dass die Nieren nur eingeschränkt arbeiten. Bei 30 Prozent dieser Patienten sind die Nieren akut so stark eingeschränkt, dass sie eine Dialyse benötigen, sagt Galle, der die Klinik für Nephrologie und Dialyse am Klinikum Lüdenscheid leitet.

Wie schadet das Coronavirus den Nieren? Bei schwer an Covid-19 Erkrankten gerinnt das Blut schneller. Infolgedessen können sich Blutgerinnsel bilden, die Gefäße verstopfen. Dies kann auch in der Niere passieren, Mediziner beobachten sozusagen kleine Infarkte im Nierengewebe. Zusätzlich gibt es Hinweise , dass das Virus die Nieren auch direkt angreifen kann.

Müssen Patienten mit einer Lungenentzündung beatmet werden, beeinträchtigt die nötige Behandlung die Nieren zusätzlich. Bei einer von Sars-CoV-2 ausgelösten Lungenentzündung ist viel Flüssigkeit in dem Organ. Mediziner geben den Betroffenen dagegen Medikamente, die dem Körper Flüssigkeit entziehen. Das ist schlecht für die Nieren: Sie werden zu wenig durchblutet, wodurch sie nicht richtig arbeiten können. Das kann mögliche Nierenprobleme verschärfen.

Zu früh, um mögliche Langzeitfolgen abzuschätzen

Ob sich die Nieren wieder vollständig erholen oder Schäden bleiben, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantworten. "Wir müssen die Patienten auf jeden Fall länger begleiten und beobachten, ob sich ihre Nierenwerte wieder normalisieren", sagt Galle. Von einem chronischen Nierenversagen sprechen Ärzte, wenn die Störung der Nieren mindestens drei Monate andauert. Es ist also noch sehr früh, um etwas über diese mögliche Langzeitfolge von Covid-19 zu sagen.

Der Nierenarzt sorgt sich aktuell vor allem um seine nierenkranken Patientinnen und Patienten: "Diesen Patienten können Sie nicht sagen, sie sollen zu Hause bleiben, denn sie müssen dreimal pro Woche zur Dialyse." Galle zählt auf, wie viele Kontakte die Menschen dabei haben: vom Fahrdienst, über andere Patienten zum medizinischen Personal.

In Lüdenscheid hätten sie die Dialyse jetzt so geplant, dass die Patienten gestaffelt kommen. Die Patienten tragen ebenso wie die Fahrer Mundschutz. Denn ein Ausbruch wäre für die Dialysepatienten sehr gefährlich: Sie haben oft auch Diabetes, Bluthochdruck oder Herzkrankheiten.